Mit einer Petition für mehr Aufmerksamkeit sorgen
Schüler der Heilerziehungspflege Himmelkron starten Petition für ihren Beruf
Gerade momentan wird wieder über den allgegenwärtigen Fachkräftemangel in den sozialen Berufen gesprochen. Doch dabei stehen vor allem die Berufsbilder Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege im Vordergrund. Aber auch die Heilerziehungspfleger übernehmen für die Gesellschaft einen äußerst wichtigen Job, der nur leider kaum Beachtung findet. Das wollen die Schüler nun aktiv mit einer Petition ändern.
Für die Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Heilerziehungspflege Himmelkron war vor Kurzem klar: wir wollen selbst aktiv werden und für eine bessere Anerkennung unseres Berufsstandes, für mehr Information zu unserem Beruf, für eine bessere Vergütung und damit für mehr Interesse bei Berufseinsteigern kämpfen. Gesagt – getan, so wurde vergangenen Woche eine Petition gestartet. (Kurzlink: change.org/Heilerziehungspflegefoerdern).
Darin stellen die künftigen Heilerziehungspfleger klar, was ihr Beruf ist: Sie sind pädagogisches Fachpersonal, sie arbeiten mit und vor allem für Menschen die Behinderungen haben. Dabei ist ihre Hauptaufgabe, die Stärken der betroffenen Menschen zu fokussieren, sie zu fördern und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Für jeden individuell und auf jede körperliche und geistige Beeinträchtigung abgestimmt. Auch Gespräche mit Angehörigen, Betreuern, Ärzten und Therapeuten liegt in der Verantwortung der Heilerziehungspfleger. Für viele Betroffene sind sie der wichtigste Ansprechpartner: je nach Tagesform mal als Förderer, als Zuhörer, als Tröster oder als Helfer.
Aber Theorie und Praxis divergieren leider oft. Ein massiver Mangel an Fachpersonal führt zu eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten, was oftmals auf dem Rücken der Hilfsbedürftigen ausgetragen wird. Überstunden sind an der Tagesordnung und damit bleibt häufig keine Zeit für individuelle Beschäftigungs- und Förderangebote. So kommt leider viel zu oft das bereits seit den 70er Jahren abgeschaffte Prinzip „Satt und Sauber“ zum Tragen, was den betroffenen Menschen und dem pädagogischen Anspruch der Heilerziehungspfleger nicht gerecht wird.
Daneben ist die Ausbildung mehr als unattraktiv. Die Schüler werden innerhalb der dualen Ausbildung in den kooperierenden Betreuungseinrichtungen als Vollzeitarbeitskraft eingeteilt, machen sogar Überstunden und erhalten dafür meist nicht mal ein Gehalt. Dabei kann den Einrichtungen oftmals kein Vorwurf gemacht werden, denn der Fachkräftemangel zwingt sie zu diesem Handeln.
„Es muss sich etwas ändern. Wir möchten unsere Stimme erheben und uns gegen den Trend des Abschiebens von behinderten Menschen wehren. Unser Beruf ist Berufung und wir wollen die Möglichkeit haben jeden der uns anvertrauten Menschen spezifisch zu fördern und in einem würdevollen Umgang die Individualität und die Fähigkeiten jedes einzelnen wertzuschätzen.“ erläutert Carolin Bätz, Vertreterin der Schülerinitiative der Fachschule für Heilerziehungspflege in Himmelkron. Und weiter: „Nur durch eine adäquate Bezahlung und eine gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des Berufs werden wir auch genügend Nachwuchs für unseren Beruf erhalten.“
Hinzu kommt auch die Problematik des Fachkräftemangel in anderen pädagogischen Bereichen. Dennoch gelten Heilerziehungspfleger*innen als nicht passend qualifiziert, stattdessen werden Konzepte erstellt, die es nicht pädagogisch ausgebildeten Personen ermöglichen soll in Kitas und Kindergärten zu arbeiten, um die Auswirkungen des Personalmangels zu reduzieren. Unklar bleibt dabei leider warum Personen ohne eine pädagogische Ausbildung den qualifizierten Fachkräften vorgezogen werden. Auch ein Umdenken in diesem Bereich würde das Berufsbild der Heilerziehungspflege attraktiver machen.
Über 28 0000 Personen haben die Petition schon unterstützt, umfangreichere Werbemaßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit der Kampagne sind noch geplant. Zusätzlich haben die Schüler auch Briefe an Politiker geschickt, um starke Unterstützer zu gewinnen. Schließlich nimmt die Politik für Menschen mit Behinderung nach Worten der Bundeskanzlerin einen großen Stellenwert im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ein.
Bis zur Bundeskanzlerin ist es noch ein weiter Weg. Die Schüler hoffen nun erst mal auf viele Unterschriften die sie online sammeln möchten. Nach dem großen Engagement und ihrer Einsatzbereitschaft zu urteilen, sollte das aber kein Problem darstellen.
Ansprechpartnerin
Carolin Bätz
Vertreterin der Schülerinitiative der Fachschule für Heilerziehungspflege Himmelkron
carolinbaetz@web.de